Kloster Heiligkreuztal, Abtissinnengalerie

NONNEN ALS BRÄUTE CHRISTILEIDENSCHAFT FÜR GOTT

Abgeschieden von der Welt und ganz auf Gott fokussiert: Im Mittelalter sagte man Nonnen eine besondere Nähe zu Christus nach – sie galten als seine Bräute. Tiefe Frömmigkeit und Andacht beherrschten die Welt der Zisterzienserinnen von Kloster Heiligkreuztal. Jeden Tag beteten sie voller Hingabe zum Herrn.

FRÖMMIGKEIT UND ANDACHT

Spuren und Erinnerungen der tiefen Frömmigkeit der Nonnen finden sich überall in Kloster Heiligkreuztal. Der Glaube durchdrang ihren Alltag. Zwei Andachtsbilder – die Christus-Johannes-Gruppe und die Figurengruppe mit dem kreuztragenden Jesu – stehen besonders dafür. Die Szene des Lieblingsjüngers Johannes, der seinen Kopf in inniger Vertrautheit an Jesus’ Herz legt, verströmt Geborgenheit. Ganz im Gegensatz dazu steht der gepeinigte Jesus mit Dornenkrone und Kreuz. Er verweist auf Schmerz und Tod.

Kloster Heiligkreuztal, Klosterkirche St. Anna, Christus-Johannes-Gruppe, Holz, um 1320
Kloster Heiligkreuztal, Klosterkirche St. Anna, Figurengruppe „Kreuztragender Christus“

Geborgenheit und Leid – die Andachtsbilder vermitteln Licht- und Schattenseiten des Glaubens.

Kloster Heiligkreuztal, Veronika von Rietheim

Die Äbtissin Veronika von Rietheim mit Gebetbuch und Krummstab.

DIE BRÄUTE CHRISTI

Die Nonnen von Heiligkreuztal waren Bräute Christi. Beim Eintritt in das Kloster entschieden sich die Frauen für Jesus ‒ er wurde zu ihrem Gemahl. Innerhalb und außerhalb der Klostermauern galt der Grundsatz: Ehen waren unauflöslich, eine Scheidung nicht möglich. Man sagte den Zisterzienserinnen eine besondere Nähe zum Sohn Gottes nach ‒ und sah die Beziehung der Nonnen zum Heiland durchaus als körperlich, als real an. In den Augen des Volkes machte dies die Nonnen zu ganz besonderen Fürsprecherinnen bei Gott.

Kloster Heiligkreuztal, Grabdenkmal der Äbtissin Anna von Holzing

„Hie ruhet in Gott die Hochedl (ge)bohrne Frau M: Anna v. Holzing“.

KEUSCH UND DOCH LEIDENSCHAFTLICH

Dem Idealbild der jungfräulichen Nonnen kam im Mittelalter große Bedeutung zu. Nur Ledige und Jungfrauen, so steht es im ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, „sorgen sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein an Leib und Geist. Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen.“ Im jungfräulichen und keuschen Körper wohne zudem eine reine Seele, die besondere Nähe zu Gott habe. Jeden Tag – und fast jede Stunde – priesen die Nonnen leidenschaftlich Gott.

Kloster Heiligkreuztal, Chor

Die Nonnen versammelten sich in der Kirche zum Gebet.

EIN TAG IM LEBEN EINER NONNE

Das Leben im Kloster folgte einem strengen Plan. Die Stundengebete, Horen genannt, gaben dabei den Takt vor: Gebetet wurde um 3 Uhr am Morgen, gegen 5 oder 6 Uhr, eine Stunde später, gegen 9 Uhr, am Mittag, am Nachmittag um 15 Uhr sowie gegen 18 oder 19 Uhr und zum letzten Mal zwischen 19 und 20 Uhr. Dazu kamen noch weitere Lesungen und Gebete – das Leben im Kloster war ein Leben für Gott. Aufgaben im Klostergarten, in der Küche oder in der Schreibstube wurde am Vor- oder Nachmittag erledigt.

Entdecken Sie die Themenwelt „Liebe, Lust, Leidenschaft. Leben in Schlössern und Klöstern“. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise voller Schönheit und manchmal auch Frivolität.

Liebe – Lust – Leidenschaft

Mehr erfahren

Persönlichkeiten

Monumente & Funktionen

Kunstwerke & Räume

Epochen & Ereignisse

Arbeit & Vergnügen

Bitte wählen Sie maximal 5 Schlagwörter aus.