TAGUNGSBAND DOKUMENTIERT DIE FORSCHUNG
Kloster Heiligkreuztal gilt als die am besten erhaltene Anlage der ehemals sechs Zisterzienserinnenklöster in Oberschwaben. Im Jahr 1319 wurden der erweiterte Bau des Klosters Heiligkreuztal und das dazugehörige hochgotische Münster geweiht. Anlässlich dieses 700-jährigen Jubiläums stand im Juli 2019 das ehemalige Zisterzienserinnenkloster im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Tagung: Expertinnen und Experten beleuchteten an drei Tagen die Geschichte und Bedeutung des Klosters – und auch die heute gelebte Spiritualität des Ordens war vertreten, exemplarisch für eine ganz eigene Tradition der Frauenklöster. Nun können die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg die Ergebnisse der Tagung in einer umfangreichen Publikation dokumentieren. Bei der Vorstellung des Bandes im Tagungshaus Kloster Heiligkreuztal würdigte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, diese Arbeit: „Was durch die Tagung und die Publikation an Wissen über Architektur, Kunst-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Ordens erschlossen wird, das wird wertvolle Impulse für die weitere Erforschung und Präsentation der Klöster liefern.“
NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE ERKENNTNISSE
Die Autorinnen und Autoren des Tagungsbandes aus Kunst- und Architekturgeschichte, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte beleuchten Geschichte, Architektur und Kunstschätze des Klosters Heiligkreuztal aus ihrer Perspektive und machen neue interdisziplinäre Zusammenhänge sichtbar. Beispielsweise ergaben Untersuchungen am Bau, dass die heutige Nonnenempore bis zum 16. Jahrhundert nicht existierte. Die durch das Landesamt für Denkmalpflege durchgeführte Restaurierung der Wandmalereien wird im Tagungsband als Erstdokumentation vorgestellt. Auch auf das Wirtschaftsleben wirft der Band einen Blick: Anders als es das Armutsgelübde vermuten lässt, besaßen die Nonnen im Mittelalter Eigenbesitz und regelten ihre Wirtschaftsangelegenheiten selbst.
FORSCHUNGEN ZUR KLOSTERKIRCHE
Das große Maßwerkfenster im Chor der Kirche gehört zu den bedeutendsten südwestdeutschen Kirchenfenstern des frühen 14. Jahrhunderts. Die dort dargestellte Äbtissin Elisabeth von Steffeln ist wohl die am häufigsten in Büchern abgebildete Heiligkreuztaler Nonne, doch die Glasmalerei ist nach den vorgestellten Erkenntnissen des Tagungsbandes nicht als ihre persönliche Stiftung, sondern als nach ihrem Tod entstandenes Gedächtnisbild in Erinnerung an die verdiente Klostervorsteherin zu deuten. Wie die berühmte Christus-Johannes-Gruppe, die einen künstlerischen Höhepunkt der Gotik darstellt, mit einer Gruppe von heute bis nach Amerika verstreuten Skulpturen zusammenhängt, zeigt ein weiterer Beitrag.
LEBENDIGES KULTURELLES ERBE
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, zuständig für Betreuung und Präsentation des Klosters, beteiligten sich bei dieser Tagung an einer Kooperation der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit dem Geistlichen Zentrum Kloster Heiligkreuztal. Die Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur, K-Punkt Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal und die Stefanus-Gemeinschaft e.V. sowie das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg unterstützten das Projekt außerdem. „Dass das eindrucksvolle Kloster Heiligkreuztal mit einer angemessenen Publikation gewürdigt wird – das war eines unserer wichtigen Anliegen“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Der Tagungsband präsentiert jetzt den aktuellen Stand der Forschung und fasst das Wissen über das ehemalige Zisterzienserinnenkloster für alle greifbar zusammen.“
ZENTRALE AUFGABEN: FORSCHUNG UND ERSCHLIESSUNG
Wissenschaftliche Tagungen wie die zum Kloster Heiligkreuztal im vergangenen Jahr stehen regelmäßig auf der Agenda der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die hochkarätig besetzten Veranstaltungen sorgen für den Austausch unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zu den Themen eines Monuments forschen. Ebenso wichtig ist die Erschließung der Ergebnisse für die Allgemeinheit: Dazu gehört es, dass die Tagungen durchweg öffentlich zugänglich sind – und dass die Tagungsbeiträge in oft gewichtigen Buchveröffentlichungen veröffentlicht werden.
DIE DATEN DES BUCHS
Kloster Heiligkreuztal. Geistliche Frauen im Mittelalter
Hrsg. von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg
300 Seiten, 200 Abbildungen, 21 x 29,7 cm, gebunden; ISBN: 978-3-96176-136-4
Preis: 27 Euro, Verlag Nünnerich-Asmus, Oppenheim am Rhein.