Mittwoch, 5. April 2017

Kloster Alpirsbach | Allgemeines JOHANNESMINNE UND PASSION

Die Zeit vor Ostern ist in der biblischen Tradition eine Zeit der Stille. Davon erzählt der Brauch der Fastenzeit heute noch – und eine kostbare hölzerne Skulptur des 14. Jahrhunderts in Kloster Heiligkreuztal gießt den Geist dieser Zeit in ein bis heute gültiges Bild. Die berühmte Christus-Johannes-Gruppe ist eines der vielen sehenswerten Kunstwerke, die sich im ehemaligen Kloster der Zisterziensernonnen im Donautal erhalten hat.

Christus-Johannes-Gruppe in Heiligkreuztal zeigt den Abend des Gründonnerstags

Die Zeit vor Ostern ist in der biblischen Tradition eine Zeit der Stille. Davon erzählt der Brauch der Fastenzeit heute noch – und eine kostbare hölzerne Skulptur des 14. Jahrhunderts in Kloster Heiligkreuztal gießt den Geist dieser Zeit in ein bis heute gültiges Bild. Die berühmte Christus-Johannes-Gruppe ist eines der vielen sehenswerten Kunstwerke, die sich im ehemaligen Kloster der Zisterziensernonnen im Donautal erhalten hat.

CHRISTUS UND JOHANNES BEIM LETZTEN ABENDMAHL
Im ehemaligen Nonnenkloster hat sich eine „Christus-Johannes-Gruppe“ erhalten, ein rares Zeugnis der intensiven Frömmigkeit, die um 1300 in den oberschwäbischen Nonnenklöstern herrschte. Das Kunstwerk erfasst einen Moment der Passionszeit: Johannes, der Lieblingsjünger Christi, beugt seinen Kopf und lehnt sich an die Brust Jesu. Erfasst ist damit ein besonders emotionaler Ausschnitt aus dem Geschehen beim letzten gemeinsamen Mahl Christi mit seinen Jüngern vor dem Passahfest – und damit vor seinem Leiden und Tod. Der Bibeltext, der davon berichtet, enthält die Einsetzungsworte des Abendmahls und ist daher von hoher theologischer Bedeutung. Der mittelalterliche Bildschnitzer aber hat einen anderen, ganz menschlichen Blick gewählt: den auf das Zutrauen des Johannes in Christus. Für die Zisterzienserinnen fasste die Figurengruppe sicher ihre persönliche Frömmigkeit in ein packendes, sie direkt ansprechendes Bild. Das Erstaunliche: Auch für heutige Menschen ist sie in ihrer überzeitlichen Schönheit und der emotionalen Direktheit immer noch verständlich und anrührend – über die Distanz von 700 Jahren.

KOSTBARKEIT IM DONAUTAL IN GROSSARTIGER ERHALTUNG
Aus dieser Zeit nach 1300 stammen mehrere dieser „Christus-Johannes-Gruppen“, heute meist in Museen zu sehen. Das Exemplar, das sich im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster in Heiligkreuztal erhalten hat, ist ein besonders schönes Stück – noch dazu am originalen Platz. Weil die „Johannesminne“ über lange Zeit in einem Altarschrein verwahrt wurde, zeigt die Figur sogar noch die originale Bemalung aus der Zeit vor sieben Jahrhunderten.

PASSIONSZEIT ALS HÄUFIGES MOTIV
Ostern findet sich oft als Thema der Kunst: Denn in der christlichen Tradition ist Ostern gleichbedeutend mit Leiden, Tod und Auferstehung Christi. Jesu Einzug in Jerusalem, das letzte Abendmahl, die Festnahme, Verurteilung, Verspottung und schließlich seine Kreuzigung waren zentrale Motive der religiösen Kunst in allen Jahrhunderten. In vielen Klöstern und Kirchen haben sich diese Werke erhalten, eindrucksvolle Zeugnisse der Frömmigkeit in früheren Zeiten und oft Meisterwerke. Für viele Menschen waren die Darstellungen des leidenden Christus wohl tröstlich – und der emotionale Gehalt der Geschichte inspirierte die Künstler durch alle Epochen besonders stark.

THEMENJAHR „ÜBER KREUZ“ IN KLOSTER HEILIGKREUZTAL
Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster liegt bis heute ländlich abgeschieden. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass sich hier so viele rare Kunstwerke erhalten haben, aufbewahrt in der Klosterkirche und im angeschlossenen Museum. Sehenswert ist auch das farbenprächtige Glasfenster von 1312 im Chor der Klosterkirche. In diesem Jahr rückt Kloster Heiligkreuztal besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg richten im Themenjahr „ÜBER KREUZ“ den Blick auf die Reformation und ihre Folgen. Das Kloster Heiligkreuztal etwa erhielt am Ende des 17. Jahrhunderts neue Reliquien aus Rom – eine direkte Auswirkung der Gegenreformation, die die Verehrung der Heiligen förderte. Die Zisterzienserinnen von Heiligkreuztal gaben den Knochen aus den Katakomben kostbare Hüllen aus Samt und Seide, Silberdraht und Perlen. Diese „heiligen Leiber“ sind bis heute im Kloster erhalten – Zeugnisse der Zeit der gegenreformatorischen Frömmigkeit in den Frauenorden.

SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN KLOSTER HEILIGKREUZTAL
täglich 9.00 – 19.00 Uhr

EINTRITT
frei
Führungen (ab 10 Personen) 3,00 € pro Person

KONTAKT UND INFORMATION
Kloster Heiligkreuztal
Am Münster
88499 Altheim-Heiligkreuztal

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